Heute ist er Präsident der Genossenschaft Skilift Tenna und verrät, ob der Sonnenlift auch Schattenseiten hat.
Simon, du kamst einst als Gast nach Tenna. Heute lebst du mit deiner Familie im Dorf. Wie kam es dazu?
Meine Schwiegermutter las damals einen Bericht über den neuen Solarskilift in Tenna. Daraufhin beschlossen wir als Familie, die Winterferien in dem Bergdorf zu verbringen – und waren begeistert. So sehr, dass wir irgendwann die Zelte im Unterland abbrachen und ganz nach Tenna zogen.
Einfluss auf die Bewohner
Wie wirkte sich der Bau des Solarskilifts auf das Dorf und seine Bewohnerinnen und Bewohner aus?
Der Solarskilift und seine Medienpräsenz holten euch sozusagen nach Tenna und lenkten euer Leben in die heutige Richtung. Vor allem am Anfang erzielte der Skilift eine sehr hohe Medienpräsenz. Das steigerte die Bekanntheit von Tenna nachhaltig und bringt uns vermutlich heute noch zusätzliche Gäste ins Dorf. Davon profitieren viele Einheimische direkt – etwa über die Vermietung von Gästezimmern oder den Verkauf von Produkten – oder zumindest indirekt: Man kann nur spekulieren, ob es ohne Solarskilift in Tenna heute noch einen Skibetrieb gäbe. Einen konventionellen Skilift zu betreiben, wäre wohl finanziell schwierig.
Kritik
War die Kritik im Nachhinein begründet?
Dabei gab es anfangs Organisationen, die Kritik äusserten, wonach der mit Solarmodulen versehene Lift unansehnlich in der Berglandschaft stehen würde. Die Leute versenden Postkarten mit dem Skilift drauf – dann kann er ja nicht unansehnlich sein! Im Ernst: Ich habe noch nie negative Kommentare zur Optik des Liftes gehört. Ich finde, er wurde raffiniert umgesetzt und fügt sich gut ins Landschaftsbild ein.
Die Nachteile
Hat der Sonnenlift auch Schattenseiten?
Wir sind und waren immer sehr zufrieden mit dem Lift. Die Technik funktionierte von Anfang an einwandfrei und abgesehen von ein paar kleineren anfänglichen Problemen mit der Modulsteuerung gab es auch keine Kinderkrankheiten. Ich denke, wir würden heute nichts anders machen als damals.
Speicherkapazität?
Speichert ihr Strom?
Bislang noch nicht. Wir produzieren etwa Faktor 10–12 von dem, was wir benötigen und speisen den Stromüberschuss direkt ins Netz ein. Dafür greifen wir wiederum an sonnenarmen Tagen auf das Netz des Elektrizitätswerks Safiental zurück. Die Möglichkeit der Solarbatterie wäre aber für die Zukunft sicherlich eine Überlegung wert.
In der Zukunft
Bald geht es darum, Konzessionen zu erneuern. Oder?
Ja, das ist so. Nach einer gewissen Laufzeit stehen umfassende Sicherheits- und Materialprüfungen an und wir müssen mit Sanierungsarbeiten rechnen. Das können wir hoffentlich aus unseren Rückstellungen aus den erwirtschafteten Erträgen finanzieren, nachdem wir auch die Baudarlehen bereits fast komplett zurückzahlen konnten. Das ist fantastisch und darauf sind wir stolz.
Schnee in Tenna
Dann hoffen wir jetzt nur noch auf viele schneereiche Winter in Tenna?
Das stimmt. Die Bergstation liegt auf 1780 m ü. M. Eine Höhe, die bislang immer relativ schneesicher war. Und falls der Schnee doch einmal in ferner Zukunft wegbleiben sollte, dann bleibt uns immer noch der Strom!
Wer hat's erfunden?
Solarskilift Tenna: Weltweit der Erste
Im Bergdorf Tenna im Safiental wurde zum Winterauftakt 2011/2012 ein Solarskilift in Betrieb genommen. Weltweit ist dies die erste solarbetriebene Wintersportanlage. «Klein aber oho» ist wohl die richtige Bezeichnung für den neuen Skilift in Tenna im Safiental. Denn der Skilift ist gerade mal 450 Meter lang. Er transportiert einerseits Schneesportlerinnen und Schneesportler und produziert gleichzeitig Solarstrom. Skilift und Solaranlage in einem – präsentieren sich hier als einen sinnvollen Doppelnutzen. Zu dieser innovativen Idee kam es, weil der alte Skilift nach 41 Betriebsjahren ausgedient hatte. Der Solarskilift hat sich zu einem beliebten Anziehungspunkt entwickelt. Ein Anziehungspunkt für die Einwohnerschaft der Region sowie für Gäste. Details zur Solaranlage auf dem Skilift Tenna Es wird geschätzt, dass die Solar-Anlage auf dem Skilift 21 % mehr Strom erzeugt, als eine herkömmliche Anlage auf einem Dach. Wieso? Der Wirkungsgrad von Fotovoltaik-Zellen ist am höchsten, wenn die Sonne senkrecht darauf scheint. Die Solarmodule auf dem Skilift weisen daher eine ideale Südneigung von 30 % auf und fahren tagsüber einachsig dem Sonnenstand nach. Dies ist dank einer Seilkonstruktion mit Zugseil möglich. Die Solaranlage produziert in etwa 90 000 kWh im Jahr. Für den Skiliftbetrieb werden in etwa 22 000 kWh benötigt. Die Überproduktion an Sonnenenergie wird an das EW Safiental verkauft. Interessierte und Umweltbewusste können dort den Solarstrom aus Tenna beziehen.