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das schönste Kirchenfest

Eine der schönsten „Perdanonzas“ gibt es in Lumbrein

Seit 1720 findet in Lumbrein eine beeindruckende und traditionsreiche Prozession statt – „la processiun da Lumbrein“. Sie ist Teil der Perdanonza – dem Kirchfest -  ein katholisch-religiöses Fest zu Ehren „der sieben Schmerzen Mariens“.

Über die „perdanonza e processiun da Lumbrein“ wurde und wird viel geschrieben und berichtet. Eine Quelle berichtete sogar vom „schönsten Kirchenfest in der Surselva bezüglich Artistik und religiöser Schlichtheit“.

Vom Frühling in den Herbst

Die Crux mit dem Datum

Vom Frühling in den Herbst

Die Crux mit dem Datum

Zwei Jahrhunderte lang wurden Perdanonza (Kirchfest) und Prozession am ersten Fastensonntag abgehalten. Theologisch war der Zusammenhang zwischen der Mater Dolorosa vor allem in der Karwoche mit dem Leiden, Tod und der Grablegung Christi gegeben. Somit fand das Kirchfest aber im Winter statt, was auch wettermässig Nachteile in sich barg. Durch den Schnee musste ein Weg für die Prozession um das Dorf herum freigelegt werden. Zudem war während der Fastenzeit der Fleischgenuss verboten. Man nannte diese Perdanonza daher im Volksmund auch „tscheiver da caschiel“ – Käsefastnacht.

Im Jahr 1919 ordnete der Churer Bischof die Lumbreiner an, dass in diesem Jahr die Perdanonza zum letzten Mal während der Fastenzeit stattfinden soll. Begründung: ein so hohes Fest so nahe an der Fastnacht passe schlecht zum eigentlichen Geist der Fastenzeit. Ein Jahr später kam sogar das Verbot vom Papst aus Rom. Er untersagte den Lumbreinern die Perdanonza künftig während der Fastenzeit abzuhalten, schlug aber kein Alternativdatum vor. Somit entschied die Kirchgemeinde Lumbrein – unter bewegter Diskussion – das neue Datum jeweils auf den zweiten Oktobersonntag zu verlegen. So fand die Perdanonza 1920 erstmals im Oktober, genau am 10. Oktober, statt. Von dieser berichtete sogar die romanische Zeitung „Gasetta Romontscha“.

Die Ordnung

Immerwährende Reihenfolge

Die Ordnung

Immerwährende Reihenfolge

Die Prozession läuft seit jeher fast gleich ab. Alles hat seinen Platz in einer strikt angeordneten Reihenfolge (rodel).

Alles in allem braucht es 62 Personen, damit alle Funktionen der Prozession besetzt sind. Vor allem auch Kinder nehmen während der Prozession wichtige Rollen ein.

Da sind die „siat pintgas“ (sieben Kleinen) oder die „otg grondas“ (acht Grossen) und die drei mit den Kissen. Dies sind Mädchen vom Kindergarten bis zur Oberstufe. Eine zentrale Rolle spiel der „Genius“. Dies ist ein Knabe der 5. oder 6. Klasse, gekleidet als Mater Dolorosa (Schmerzensmutter), welcher sowohl das Wesen wie auch den Inhalt, die Symbolik und den Ausdruck der Perdanonza und Prozession von Lumbrein verkörpert. Wohl einer der beeindruckendsten und dramatischsten Gruppen an der Prozession sind die drei Marien in Schwarz. Während die Maria in der Mitte den Rosenkranz in der Hand hält und ein Schwert auf der Brust hat, halten die anderen zwei je einen Totenschädel auf einem Tuch und den Rosenkranz in der Hand.

Auch das Ankleiden hat seine Reihenfolge: Als erstes kommen die drei Marias, um sich einzukleiden. Danach folgen die „otg grondas“, die „siat pintgas“, die drei mit den Kissen und am Schluss der Genius.

Die Zeit hat sich sehr verändert. Früher musste darauf geachtet werden, dass jede Familie für eine Funktion berücksichtigt wurde. Heute kann es harzig sein, eine Person zu finden. Bei den Kindern ist es so, dass mehr als die Hälfte nicht mehr in Lumbrein wohnhaft ist.

Gelebte Tradition

300 Jahre Zeugnis von Glauben und Tradition

Gelebte Tradition

300 Jahre Zeugnis von Glauben und Tradition

Im Jahr 2020 wurden gleich zwei Jubiläen im Zusammenhang mit der Perdanonza und der Prozession von Lumbrein gefeiert: 200 Jahre (1720-1920) fanden sie am ersten Fastensonntag statt und 100 Jahre (ab 1920) jeweils am 2. Oktobersonntag.

Dazu hat die römisch katholische Pfarrei Lumnezia im Jubiläumsjahr das Büchlein „La processiun da Lumbrein“ veröffentlicht. Es liefert in Text und Bild zweisprachig (deutsch/romanisch) eindrücklich die Geschichte und die Geschichten rund um diese kirchliche Tradition. Weitere Informationen dazu finden Sie unter: www.pleivlumnezia.ch

 

Fotos: Daniela Derungs