Jump to Content Jump to Navigation

Achtung!

Sie verwenden einen veralteten Browser. Bitte updaten Sie ihren Browser um die Usability zu verbessern.

Julian lässt alte Zeiten aufleben

Erlebbar machen, wie es früher war

Lieber Julian, wie ist es dazu gekommen, dass die «Tegia Rasuz», diese nostalgische Alphütte, mitten in Brigels steht und zum Museum geworden ist?*
Julian: Ich und mein Cousin Maurus lieben Gegenstände aus alten Zeiten. Wir sammeln solche seit 40 Jahren mit Leidenschaft. Die Gegenstände wurden immer grösser und irgendwann gehörte auch diese Maiensässhütte dazu. Vor
einiger Zeit haben wir sie auf dem Maiensäss abgebaut, im Dorf wieder aufgebaut und zum «lebendigen» Museum aus früheren Zeiten gemacht. Machst Du auch die Erfahrung, dass die Leute vermehrt Interesse an vergangenen Zeiten und alten Kulturen haben? Ich sehe in verschiedenen Bereichen, dass sich die Leute wieder an früher orientieren. Wenn ich sehe, wie unsere Vorfahren Kleider hergestellt haben … sie haben sich von Grund auf bei der Natur bedient. Heute weiss man ja nicht, woher die Textilien kommen. Darum legen die Leute wieder Wert darauf, mehr über die Herkunft der Produkte zu wissen. Man will nicht nur gute Qualität, sondern auch Nachhaltigkeit. Ich habe gerade letzte Woche einem Nachwuchskoch
aus dem Dorf ein tolles altes Rezept gezeigt, wie man damals Ravioli machte …

Was war denn damals so anders gegenüber den heutigen Ravioli?
Julian: Der Teig wurde nicht so intensiv geknetet und vor allem die Füllungen unterscheiden sich. Von Kompott bis zu Rosinen oder Äpfeln war alles dabei. Auch Nüsse oder Zucker wurden beigemischt. Der Teig wurde dann mit Vollei zusammengeklebt und im Sieb vorsichtig gedämpft. Zusammen mit scharfem Käse und flüssiger Butter war das ein Festschmaus. Man bediente sich an den Rohstoffen, die vorhanden waren, Kartoffeln, Mehl und Polenta hatte man genug, der Rest musste gut eingeteilt werden. Auf jeden Fall musste man kreativ sein, um in unserer Höhe an die nötigen Kalorien zu kommen.

"Engels-Brei"

"Unsere Vorfahren mussten hart arbeiten"

"Engels-Brei"

"Unsere Vorfahren mussten hart arbeiten"

Julian, was meinst Du, leben wir heutzutage bezüglich unserem Essen gesünder oder ungesünder im Vergleich zu früher?
Die meisten behaupten wahrscheinlich, dass ich selber ungesund lebe bei all dem Fett, welches ich beim Kochen verwende ( lacht ). Wenn ich aber sehe, was in den Supermärkten verkauft oder in den Broschüren beworben wird … das sind Fertigmahlzeiten, die man schnell zubereiten und lange aufbewahren kann. Dabei bekommt das den Menschen oft überhaupt nicht gut. Auch an der vegetarischen Küche habe ich meine Zweifel. Ich weiss nicht, ob man so genügend Eisen und Proteine aufnehmen kann. Für unsere Vorfahren wäre das aber schwierig geworden, sie mussten ja hart
arbeiten und waren viel in Bewegung. Das verlangte nach ausreichender Energiezufuhr.
Du hast ja Gäste aus allen Regionen der Schweiz und auch aus dem Ausland. Welches traditionelle Menü tischst Du ihnen auf?
Mein «Überraschungsmenü» sieht wie folgt aus: Zuerst gibt es Bulzani mit Apfelmus und zwei Sorten Käse, ein scharfer und ein milder. Das wird direkt aus der Pfanne gegessen. Beim zweiten Gang sind meine «Männercapuns» an der Reihe – so wie sie vor circa 100 Jahren zubereitet wurden. Capuns waren einst saisonale Produkte und wurden frisch von Juli bis in den Herbst serviert. Frische Capuns unterscheiden sich grundsätzlich von tiefgefrorenen, das gab es ja damals noch nicht. Auch frischer Rahm war nicht verfügbar, da die Kühe auf der Alp waren. Nach dem 2. Gang gehen wir rüber ins Museum und ich zeige verschiedene Utensilien, mit denen früher gearbeitet wurde. Gerne stelle ich Werkzeuge und Handwerksberufe in den Fokus, welche ausgestorben sind. Zum Schluss gibt es noch «Buglia dad aunghels», das heisst wörtlich übersetzt Engels-Brei. Das ist in gezuckertem Rahm aufgeweichtes Weissbrot. Dazu gibt es einen Kaffee oder Lutz. Wir haben auch verschiedene Schnäpse – natürlich alle authentisch gebrannt wie anno dazumal. Mit diesem Menü wird jeder satt und auch heikle Esser kommen auf ihre Kosten.

das "lebendige" Museum

Das Leben und Traditionen der Vorfahren kennenlernen.

das "lebendige" Museum

Das Leben und Traditionen der Vorfahren kennenlernen.

Was möchtest Du Deinen Gästen ausser einem feinen Essen noch mitgeben?
Während des Desserts und auch danach erzähle ich gerne von der «Tegia Rasuz» und ihrer Einrichtung. Wichtig ist, dass die Gäste verstehen, dass diese Hütte nicht das ganze Jahr bewohnt war. Mit einer Familie hätte man darin keinen Platz gehabt. Das sind für mich wichtige und authentische Details, die ich den Gästen unbedingt mitgeben möchte.

Ein einfaches Gericht, als es noch nicht täglich Fleisch gab

Bizochels

Ein einfaches Gericht, als es noch nicht täglich Fleisch gab

Bizochels

Julian Cathomas, das Brigelser Original, lädt zum Gaumenschmaus – man nehme …

– 600g Weissmehl
– 7 Eier
– 1 Teelöffel Salz
– 50 Gramm Rosinen
– Wasser
– 3 – 4 Kartoffeln
– Geriebenen Käse
– 150 Gramm Butter
– Frischen Schnittlauch (fein gehackt)

Die Zutaten Mehl, Eier, Salz, Rosinen und Wasser zu einem eher straffen Teig zusammenmischen.

Die Kartoffeln in Würfel schneiden und 15 Minuten in kochendes salziges Wasser geben.

Danach einen Teil des Teigs auf ein Schneidebrett geben. Nun mit einem feuchten Messer kleine Teigstücke abschneiden und direkt ins kochende Wasser geben. Die Teigstücke kochen lassen, bis sie an der Oberfläche schwimmen.

Die schwimmenden Teigstücke mit einem Sieb herausfischen und in eine Schüssel geben. Sobald die Schüssel mit der ersten Schicht bedeckt ist, kommt geriebener Käse darüber. Danach mit der zweiten Schicht fortfahren und den Vorgang wiederholen. Bei der letzten Schicht wird Schnittlauch darüber gestreut. In einer kleinen Pfanne wird die Butter flüssig gerührt und danach über die Bizochels gegeben.

Dieses Gericht lässt sich vorzüglich mit Apfelmus kombinieren.

Hier geht's zum RTR-Beitrag: Slowstream: Bulzani - kochen auf dem Holzfeuer