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"Pilzler Tradition"

Pilze suchen und das Glück finden im Tal des Lichts!

Die Val Lumnezia ist bekannt für die Fülle an Speisepilzen und hat eine lange "Pilzler Tradition". Im Tal des Lichts schiessen Steinpilze, Eierschwämmli, Morcheln und Co. sprichwörtlich wie Pilze aus dem Boden. Aber auch ihren weniger bekömmlichen Verwandten gefällt es in den Lugnezer Laubwäldern sehr. Wer sich auf die Suche nach den erdigen Genussexplosionen macht, sollte deshalb das "Pilzler-Einmaleins" kennen und seine Funde kontrolliere lassen, sind sich Lia Heini-Piacentini und der Lugnezer Egmont Heisch einig - nicht nur, um sich selbst vor schlimmen Vergiftungen zu bewahren, sondern auch, um der pittoresken Tallandschaft Sorge zu tragen. Seit mehr als einem Jahrzehnt leiten Heini-Piacentini und Heisch als amtliche Pilzfachleute und fulminante Funghi-Fans die Pilzberatung Surselva. Sie sind die perfekte Anlaufstelle für "Pilzler" von nah und fern. Die beiden Experten betreuen Pilzkontrollstellen an verschiedenen Standorten und führen Pilzexkursionen durch - öfters auch in der Val Lumnezia.

Im Interview sprechen Lia Heini-Piacentini und Egmont Heisch unter anderem über ihren Beruf, der viel eher Berufung ist. Sie erklären, weshalb das Pilzesuchen für sie fast genauso befriedigen ist wie das Finden und warum der Steinpilz öfter für Bauchweh sorgt als jeder Giftpilz.

Interview mit Lia Heini-Piacentini und Egmont Heisch

Als ich ein Goldblatt fand, packte mich das "Pilzler-Fieber"

Interview mit Lia Heini-Piacentini und Egmont Heisch

Als ich ein Goldblatt fand, packte mich das "Pilzler-Fieber"

Egmont, dich faszinieren Pilze schon seit deiner Jugend. Wie wurde aus dem begeisterten Lugnezer Bub ein amtlich anerkannter Pilzfachmann für die Surselva?  

Ich habe bei uns in der Val Lumnezia regelmässig Pilze gesucht, sie eingepackt und bin damit nach Laax zur Pilzkontrolle gefahren. Laax war damals die einzige Anlaufstelle für Pilzsammler und Hans Ardüser galt als Pionier der Pilzkontrolle in der Surselva. Von ihm konnte ich unglaublich viel lernen. Einige Jahre und unzählige Pilzfunde später meldete ich mich dann selber zum Diplomkurs an. Ich bekam dafür extra schulfrei und war unglaublich nervös. Zum Glück lief alles gut und ich konnte die Prüfungswoche mit dem Diplom "amtlicher Pilzkontrolleur" abschliessen. Das ist jetzt schon über 20 Jahre her, - aber die Leidenschaft ist immer noch dieselbe!

Lia, du hast deine Leidenschaft für die Pilze erst als Erwachsenen entdeckt, oder? 

Ja, durch eine Kollegin von mir. Sie nahm mich zu einem Pilzkurs bei Egmont und seinem Kollegen Hans Ardüser mit. Der Kurs war unglaublich spannend, wir redeten viel über seltene Pilze, - die interessieren mich auch heute noch mehr als Steinpilze und Konsorten. Einer davon war das Goldblatt. Als ich bei einem meiner nächsten Waldausflüge eben dieses Goldblatt fand, packte mich das "Pilzler-Fieber". Ein paar Jahre später machte auch ich mein Diplom. Der Rest ist Geschichte.

Mit dem Goldblatt hast du dir wohl den Respekt von Egmont und Hans verdient. Sie nahmen dich von da an unter ihre Fittiche und haben mit dir ihr Wissen geteilt. Egmont, war das Goldblatt für Lia der goldene Schlüssel zu deinem Wissen? 

Das kann man wohl sagen (lacht)! Nein, im Ernst: Ich teile mein Wissen mit allen Interessierten sehr gerne. Es hilft schliesslich, Menschen vor Vergiftungen und die Natur in unserem wunderschönen Tal vor dem Menschen zu schützten. Unsere Pilzexkursionen etwa bauen auf den respektvollen Umgang mit der Natur auf. Mir geht es nie bloss um den Pilz. Es geht um das Naturerlebnis, - um das ganz grosse Ganze!

Lia, siehst du das auch so? Geht es nicht darum, Pilze zu finden, mitzunehmen und zu essen? 

Ich esse nicht mal sehr gerne Pilze (lacht). Für mich geht es schon deshalb nie nur ums Sammeln! Pilzeln ist viel mehr als das. Es geht darum, ein Bewusstsein für die Natur zu entwickeln; im Wald zu sein und einfach abzuschalten. Man lernt den Wald zu lesen, die Zusammenhänge zu verstehen. Zum Beispiel gehen viele Pilze mit bestimmten Bäumen eine Partnerschaft ein; findest du den Baum, findest du den Pilz. Und ja, natürlich ist das Erfolgserlebnis riesig, einen Pilz zu finden, den man schon lange gesucht hat! Den Besuchern der Pilzexkursionen wollen wir aber das komplette Naturerlebnis vermitteln - gepaart mit ganz viel Wissen, in unseren Exkursionen geht es um viel mehr als nur: kann man den essen?!

Interview mit Lia Heini-Piacentini und Egmont Heisch

Beim Pilzbestimmen gilt also: im Zweifelsfall gegen den Angeklagten?!

Interview mit Lia Heini-Piacentini und Egmont Heisch

Beim Pilzbestimmen gilt also: im Zweifelsfall gegen den Angeklagten?!

Das leuchtet ein! Und doch ist die Frage nach der Essbarkeit sehr essenziell für viele Pilzsammler! Egmont, wie findet der Laie die Antwort darauf?

Auf keinen Fall mithilfe einer Pilzbestimmungs-App! Diese Apps und auch Bestimmungsbücher der neusten Generation sind zwar hilfreiche Lernmittel, geben aber auch eine falsche Sicherheit. Sie ersetzen keinesfalls den Pilzkontrolleur. Wir führen regelmässig Pilzkontrollen an verschiedenen Standorten durch, die Für Einheimische und Feriengäste kostenlos sind. Wir freuen uns auch total über Menschen, die es machen, wie ich zu meinen Anfängen und einfach zum Lernen vorbeischauen.

Bestimmungs-Apps sind also keinen Pfifferling wert, wenn es um die Gesundheit geht. Da muss die Trefferquote schon viel höher sein. Lia, wie gehst du als Pilzkontrolleurin mit der grossen Verantwortung um? 

Indem ich meine Arbeit sehr, sehr ernst nehme und Pilze nur dann rausgebe, wenn ich mir zu 1000 Prozent sicher bin. Keine meiner Entscheidung darf mir auch nur in Geringsten den Schlaf rauben. Denn sonst habe ich etwas ganz falsch gemacht! Es gibt über 1500 Pilze bei uns in der Surselva. Es ist keine Schande, mal einen nicht zu kennen. Wenn es um die Sicherheit geht, dann muss das Ego schon hinten anstehen können.

Egmont, beim Pilzebestimmen gilt also: im Zweifelsfall gegen den Angeklagten?! 

Ja, wir dürfen uns absolut keine Fehler erlauben. In unseren Wäldern gibt es einige sehr gefährliche Giftpilze. Die meisten Pilze, die wir bei den Kontrollen aussortieren, sind aber gar keine Giftpilze. Es sind vielmehr verdorbene Speisepilze, die entweder schon zu alt zu Verzehr sind oder falsch transportiert oder gelagert wurden, - dann werden nämlich auch Morcheln und Co. giftig. Der vermeintlich harmlose und verwechslungssichere Steinpilz etwa sorgt meines Wissens für die meisten Pilzvergiftungen schweizweit, - obschon er ein sehr beliebter Speisepilz ist.

Potz Blitz, - oder besser: Potz Pilz! Lia und du, Ihr wisst wirklich alles über Pilze! 

Nein, ganz bestimmt nicht. Die Welt der Pilze ist praktisch unergründlich. Auch wir Experten bilden uns von Saison zu Saison weiter und lernen immer wieder dazu. Ich bin zum Beispiel von März bis November im Wald unterwegs, beobachte die Zusammenhänge von Wald und Wetter und suche und bestimme Pilze. So bleibe ich auf dem Laufenden und bilde mich weiter. Natürlich sind Lia und ich auch Mitglieder des Pilzvereins Graubünden und besuchen regelmassig Fortbildungen im In- und Ausland. Unsere Arbeit ist wahnsinnig zeitintensiv, aber gleichzeitig auch wahnsinnig schön! 

Egmont, Lia letzte Frage: Seid ihr Glückspilze?

Wir dürfen durch die urtümlichen und zauberhaften Wälder der Val Lumnezia streifen, dürfen interessierten Menschen unser Wissen vermitteln und mit ihnen unsere Leidenschaft teilen. Ob wir Glückspilze sind? Ja, das sind wir wohl!