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Die Hornschlittentradition

Vom Arbeits- zum High-Tech-Sportgerät: In Breil/Brigels lebt die Hornschlittentradition

War der Hornschlitten einst ein Arbeitsgerät für die Bauern in den Alpen, ist er heute zum Renn- und Plauschgerät geworden. Sehr erfolgreich wird die Sportart Hornschlittenfahren noch in Breil/Brigels betrieben. Eschenholz eigne sich am besten für einen Hornschlitten, denn Esche sei ein hartes Holz, aber auch elastisch. «Darum ist ein Schlitten mit Druck und Zug auf die handlichen Hörner gut lenkbar», erklärt Schreinermeister Dietmar Martin aus Sonthofen im Allgäu in der SWR-Sendung Handwerkerkunst. Martin ist einer der letzten Hornschlittenbauer weit und breit, aber nur noch selten bekommt er den Auftrag, einen neuen «Horner» zu produzieren, wie die urchigen Schlitten auch genannt werden. Fachgerecht und mit viel Handarbeit sägt er dann die Einzelteile wie Beine und Sattel zurecht, spannt verleimte Holzschienen, die zu geschwungenen Kufen werden, in eine Passform, verbindet die Elemente millimetergenau und verstärkt die am meisten beanspruchten Stellen – immer mit dem Ziel, den Rahmen des Gefährts beweglich zu halten. Drei Arbeitstage später folgt noch der Besuch beim Schmied, der die glühend heissen Metallkufen aufzieht und anpasst. Fertig ist der ursprüngliche Hornschlitten, der einst ein wichtiges Arbeitsgerät der alpinen Landwirte war. Damit haben sie unter anderem während des Winters Heu vom Maiensäss ins Tal gefahren oder auch geschlagene Baumstämme aus höher gelegenen Wäldern in die Sägerei transportiert.

Ein Hornschlittenverein mit Tradition

Freaks aus Breil/Brigels als Trendsetter

Ein Hornschlittenverein mit Tradition

Freaks aus Breil/Brigels als Trendsetter

Aber irgendwann kam der Faktor Spass dazu und findige Freaks haben begonnen, mit diesen traditionellen Geräten, aber auch mit neuen Konstruktionen, Rennen zu fahren oder Funanlässe zu organisieren. Denn mittlerweile sind Hornschlitten ebenso High-Tech-Geräte, die teilweise von den Athleten selber gebaut werden und schnell mal einige Tausend Franken kosten. Als acht oder neun solcher Freaks am 10. März 1993 in Breil/Brigels den Hornschlittenverein gründeten, war Andrin Cavegn, der heutige Präsident des Vereins, gerade mal dreijährig. «Damals stand bei unseren Aktivitäten vor allem der Spass im Vordergrund», weiss Cavegn zu berichten, «aber irgendwann hat die Mitglieder der Ehrgeiz gepackt und einige von ihnen haben in den Kampfmodus gewechselt» – unter anderen sein Onkel, der sogar einmal Europasieger wurde. Apropos Kampfmodus – er habe als Fahrer auch schon zu viel gewollt, und wer vor der Kurve nicht bremse, riskiere eben einen Bandencrash, so seine Erfahrung. Aber der Reihe nach: Ab 1995 fanden in der Folge erste Hornschlittenevents auf der Rennstrecke Artugl–S.Giacun statt, die jeweils von mehreren 100 Zuschauern verfolgt wurden. Im Jahre 1998 war dann auch der heutige Präsident als Achtjähriger erstmals mit Kollegen am Start und als Höhepunkt winkte 2003 die Durchführung einer Europameisterschaft auf der Brigelser Strecke. Nach einer kurzen Pause übernahmen 2007 die jungen Wilden um Andrin Cavegn das Ruder, sprich die Lenk-Holmen der Hornschlitten, und organisieren seitdem jedes Jahr Anfang Januar auf der Artugl–S.Giacun-Piste Plauschrennen im Rahmen der SHSV-Trophy des Schweizerischen Hornschlitten und Schlittenvereins. Am Start verschiedene Kategorien für Horn- und Rodel- sowie «normale» Schlitten und Bobs. Weiter zeichnete der Verein 2014 für die Durchführung der Hornschlitten-Schweizer-Meisterschaften und die Bündner Rodel- und Schlittelmeisterschaft verantwortlich. 2018 traf sich weiter die Hornschlitten-Elite in Breil/Brigels zur Schweizer Meisterschaft.

Einige Neuerungen

Neue Strecke und Angebote

Einige Neuerungen

Neue Strecke und Angebote

«Die bisherige Rennpiste hatte jedoch einige Nachteile», erklärt Cavegn und präzisiert: «Sie lag über weite Strecken im Wald und war dementsprechend oft mit Ästen und sonstigen Waldrückständen bedeckt, zudem war sie für das Publikum nicht gut einsehbar und der Transport der Schlitten an den Start war auch aufwendig.» Also ging man über die Bücher, eine neue Piste war gefragt – und man wurde fündig. Seit 2020 dürfen die Sportsfreunde aus Breil/Brigels ihre Lieblingsbeschäftigung auf der neu angelegten Piste Tgariel am oberen Dorfrand ausüben. «Auf der knapp 800 Meter langen Strecke können wir den Schnee besser einbringen und verteilen und auch die Transportmöglichkeiten der verschiedenen Schlitten vom Ziel an den Start sind viel besser», begründet Cavegn die Wahl für eine neue attraktive Bahn. Bei den anfallenden Arbeiten für die aufwendige Pistenpräparation kann er auf viele Helferinnen und Helfer aus dem Umfeld des Vereins zählen. Mit dem Wechsel auf die neue Bahn erhofft er sich zudem, das Interesse für seine Sportart in den diversen Kategorien (Hornschlitten, Rodel, Schlitten und Bobs) wieder neu zu wecken. «Bis vor fünf oder sechs Jahren haben zwischen 25 und 30 Teams an unseren Events teilgenommen, davon auch einige reine Frauen- oder Ehepaar-Mannschaften», weiss Cavegn – mittlerweile seien es noch 6 bis 8 Teams. Mit dabei immer Cavegn und einige Kollegen. Als Surselva- oder Pista-Boys sind sie kreuz und quer in Österreich oder im Südtirol unterwegs, um Europacup- und andere Rennen zu bestreiten. Mit im Gepäck immer Helm, Rückenpanzer, andere Schutzkleidungen sowie die speziellen Sportschuhe mit Spikes für den Anschieber und Skischuhe mit Metallplatten, welche dem Steuermann besseres und sicheres Lenken ermöglichen. Denn schon die Vorfahren und ihre Arbeitsgeräte haben erfahren, so ganz ungefährlich sind die rasenden Abfahrten mit den Hornschlitten nicht.