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Surselva eine wunderschöne Talschaft

Die Surselva. Wunderschöne Berge und Täler.

Genial, wenn man Ski fährt, ziemlich anstrengend, wenn man lieber gemütlich winterwandern möchte. Zum Glück gibt’s Panoramawege – da ist und bleibt man auf der Höhe – oder den neuen Auen-Rundweg Ilanz-Castrisch. Mit schlappen 260 Höhenmeter das Holland der regionalen Winterrundwanderungen – und wie gemacht für mich und meinen Wauwau. Los geht’s beim Freibad Fontanivas in Ilanz. Das liegt im Winter zugegebenermassen etwas verlassen da – wen wundert’s. Dafür findet garantiert jede und jeder einen Parkplatz. Ich auch. Gesagt, geparkt. Hündchen ausgeladen, erstmal überall schnüffeln lassen, dann losgelaufen. Es geht über die Hängebrücke auf die andere Seite des Wildflusses Glenner. Oder auf rätoromanisch «Glogn». Übrigens nicht zu verwechseln mit «Glion», dem rätoromanischen Namen für das Städtchen Ilanz. Aber das am Rande. Ungestüm und frostig rauscht der Glenner unter der Hängebrücke hindurch. Den einzeln aufragenden, runden Felsköpfen verpasst der Fluss eisige Hauben. Die glänzen in der blassen Sonne wie schmelzende Gelati – fast schon sommerlich! Der kalte Wind hingegen zeugt von tiefem Winter. Meinem Hund Axel macht die Kälte rein gar nichts aus, – und dass, obschon er aus dem tiefen Süden stammt. Ein Findelhund, der die Farbe mit dem Golden Retriever und die Grösse mit dem Cocker Spaniel teilt, das Temperament vom Boarder Collie hat – und die Widerborstigkeit von Generationen von Strassenhunden. Rein hypothetisch wäre die Brücke kein Problem für Axel. Rein praktisch lässt er sich trotzdem lieber darüber tragen. Rein hypothetisch müsst ich das natürlich nicht tun, – wäre nicht dieser Hundeblick. Hinter dem Steg führt der Weg weiter über Stock und Stein durch ein traumhaft verschneites Auenwäldchen. Für dieses Wegstück brauchen Familien mit Kleinkindern mindestens den SUV unter den fahrenden Babyschaukeln, um die Wurzelpassagen ohne Schüttelbechereffekt zu überwinden. Erst recht, wenn man auch noch einem kleinen Köterchen mit einem riesigen Stöckchen auf dem schmalen Pfad begegnet, das auf Frauchens Rückpfiff in etwa so gut reagiert wie ein tauber Mungg auf seinen heiseren Kollegen. Also wieder rein hypothetisch. «Axel, kumm scho uf d Siita, feina Wauwau.»

Wanderroute 246

Über den eisklaren Fluss und durch verschneite Auenwälder

Wanderroute 246

Über den eisklaren Fluss und durch verschneite Auenwälder

Bald verlassen wir den Trampelpfad und das Auenwäldchen und wechseln auf einen breiteren Feldweg. Der führt kurz und – wie ich finde – nicht ganz schmerzlos steil hinauf bis unterhalb des pittoresken Bergdörfchens Sevgein. Dafür ist der Grossteil der 260 Höhenmeter danach auch schon fast geschafft. Noch unterhalb des Dorfes zweigt der Weg ab. Frisch präpariert und wie eine silbrige Schlange glänzend, kriecht der über die schneebedeckten Felder und Äcker. Mein Blick wandert von den mächtigen Brigelser Hörner weiter zum Crap Sogn Gion und zum Flimserstein bis hinunter in die Rheinschlucht. Die Weitsicht hier oben ist grandios. Aber wo ist jetzt eigentlich der Hund geblieben? «Axel? Axel? Wo bisch?» Er könnte natürlich einen der paar Langläufer besucht haben, die hier oben ihre einsamen Runden auf der Castrischer Loipe ziehen und ihn munter ankläffen. Genau, – rein hypothetisch. Rein prophylaktisch könnte ich ihn vielleicht mal anleinen.

Die Burg von Castrisch

Die Burg von Castrisch thronte einst mächtig über der Pforte zur Rheinschlucht

Die Burg von Castrisch

Die Burg von Castrisch thronte einst mächtig über der Pforte zur Rheinschlucht

Einmal Hündchen eingefangen, dreimal «exgüsi» gesagt, ebenso viele Schlückchen Tee aus der Thermosflasche getrunken und schon geht’s heiter weiter. Vorbei am Kinderskilift am Dorfrand und hoch zur Burgruine Castrisch. Die thronte einst majestätisch über dem Tal. Heute erinnern an sie nur noch ein paar Burgmauern und natürlich der Ortsname «Castrisch», der abgeleitet wurde von «Castrum», also von «Burg»! Die Ruine markiert den höchsten Punkt der Rundwanderung. Ab hier geht’s gemütlich abwärts bis zum Naturschutzgebiet Isla Sut am Eingang der Ruinaulta, der Rheinschlucht. Axel bleibt an der Leine. Ist Pflicht hier und richtig so. Wir wollen ja schliesslich keinen Bündner Bieber zum Znacht. Von der Halbinsel am jungen Rhein ist es nicht mehr weit bis nach Castrisch mit seinem historischen Dorfkern. Ein kultureller Höhepunkt ist die evangelische Kirche S. Gieri mit ihrem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Kirchturm, der unter Denkmalschutz steht. Fasziniert schaue ich hoch zum Turm, der sich schattig vor der blendenden Wintersonne abhebt. Schützend hebe ich meine Hand vor die Augen. Schön ist der Kirchturm. Axel ist das Wurst. Er macht Kleinholz aus einem Haselzweig und hinterlässt eine ziemliche Sauerei. So ein Kulturbanause.

evangelische Kirche S. Gieri

Die evangelische Kirche S. Gieri ist ein kultureller Höhepunkt

evangelische Kirche S. Gieri

Die evangelische Kirche S. Gieri ist ein kultureller Höhepunkt

Ab hier geht es auf einem romantischen Wanderweg durch lauschige Auenwälder und Naturschutzgebiete dem Vorderrhein entlang. Begleitet werden Axel und ich von der herrlichen Bergkulisse und zeitweise von einer netten Pudeldame samt Frauchen. Auf deren Pfiff hört Madame Pudel streberhaft und «sitz» macht sie schon auf Augenschlag. Ich bin beeindruckt. Klein Axel imponiert das hingegen wenig. Noch vor dem Stadtrand von Ilanz und dem Ende der Rundwanderung erfahre ich von Frauchen, dass da wo wir geparkt haben im Frühjahr jeweils Hundeschule sei. Könnte man ja mal hingehen. Rein hypothetisch.