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Ein Geheimtipp für Gross und Klein

Minas da Gulatsch

Ab diesem Frühling ist die Region Surselva um eine Attraktion reicher. Ein Natur- und Themenweg oberhalb Rueun lässt alte Zeiten aufleben und vermittelt Naturerlebnisse der besonderen Art. «Minas da Gulatsch» – ein Geheimtipp für Gross und Klein Es ist eng und steil in der Val Schmuér mit seiner tief eingeschnittenen Schlucht. Darum kann der gleichnamige Wildbach bei starkem Regen auch ganz gewaltig zwischen den Felswänden rauschen und donnern. Und in diesem unwegsamen und zerfurchten Gebiet auf der linken Rheinseite, oberhalb von Rueun, liegen gut versteckt alte Bergwerkstollen, die einst eine gewisse Bedeutung für die Region hatten und sinngemäss «Minas da Gulatsch» heissen. «Gula bedeutet ‹enge Stelle› und das romanische ‹atsch› ist eine Steigerungsform», erklärt Ursula Brändli vom Verein Rueun Viva, der sich um die Wiederbegehbarkeit dieser für Rueun faszinierenden Kulturstätte engagiert.

Kaum vorstellbar, dass in dieser wilden Gegend wohl schon im Mittelalter verschiedene Erze abgebaut wurden. «Der letzte grössere Abbau hat Anfang des 19. Jahrhunderts stattgefunden», weiss Brändli und ergänzt, dass Bauern das aus den Stollen gebrochene Erz auf Holzschlitten über schlechte Wege oder auch auf Holzrutschen ins Tal zum Schmelzofen gebracht hätten. «Der Abbau war immer mit grossen Hoffnungen für die Einheimischen verbunden, denn die Gegend war bitterarm», so Brändli weiter. So
gross die Hoffnung auf Arbeitsplätze und einen wirtschaftlichen Aufschwung waren, so gross waren aber auch die Enttäuschungen und Verluste der investierenden Bergwerk-Gesellschaften. «Der Misserfolg führte leider zu diversen Konflikten mit der damaligen Gemeinde Rueun und die Bergwerke gingen bald in Vergessenheit.»

Altes Erbe wieder aufleben lassen

Altes Erbe wieder aufleben lassen

Altes Erbe wieder aufleben lassen

Altes Erbe wieder aufleben lassen

In den letzten Jahrzehnten regte sich jedoch der Wunsch, diese für die Gemeinde sozio-kulturell bedeutende Geschichte aufzuarbeiten. Dank privater Initiative von Rest Plasch Dermont und Gion Paul Capaul, er hat ab 2004 den alten Zugang zur Schlucht freigelegt, wurden erste Schritte unternommen, das alte Erbe wieder aufleben zu lassen. Auch die Gründung des Vereins «Rueun Viva» 2013 gab dem Projekt «Minas da Gulatsch» neuen Schub.

Die Natur spielerisch erleben
Ab diesem Frühling ist es so weit und die Bevölkerung und die Gäste der Surselva können sich offiziell auf die Spuren von Erzbauern und geschützten Fledermäusen begeben – solche haben sich vereinzelt in den alten Bergwerksstollen eingerichtet (siehe dazu das Interview mit der Fledermausschutz-Beauftragten, Miriam Lutz Mühlethaler, auf der nächsten Seite). Beim alten Abzweiger auf dem Weg nach Andiast hält das Postauto (Station Minas da Gutatsch), um das erlebnis- und lehrreiche Abenteuer zu starten und in alte Zeiten einzutauchen. Hinweistafeln vermitteln zweisprachig wichtige Informationen zur Geschichte der Bergwerke sowie zu Flora und Fauna. «Ebenso sind Sicherheitshinweise für das steile Gelände angebracht», betont Brändli. Auch wenn die Wege sehr sicher ausgebaut seien, sei bei der Begehung der Route Vorsicht geboten. An mehreren spielerisch gestalteten Animations-Stationen kann man zudem sein Wissen testen und sinnliche Naturerfahrungen machen. Nicht fehlen wird auch ein gedeckter Rastplatz.

Interessanter Höhlenbesuch
Eine Attraktion des interaktiven Themenwegs durch eine intakte und abgeschiedene Naturlandschaft sind jedoch die beiden Bergwerkstollen, die rund 6 respektive 40 Meter begehbar sind (aber bis zu 80 Meter tief sind). Ab dem erwähnten Abzweiger sind sie in gut 40 bis 50 Minuten erreichbar. Brändli schlägt jedoch vor, einen halben Tag für die Erkundung der Gegend einzuplanen. Ein Erlebnis der besonderen Art: die in den tiefen Gängen von der Decke hängenden Stalaktiten. «Pro Hundert Jahre wachsen sie nur rund einen Zentimeter», erklärt sie das Naturwunder und weist weiter auf bauliche Überreste der Bergbaugesellschaft sowie den Nachbau von historischen Gerätschaften aus der Zeit des Erzabbaus hin. Das ist beispielsweise der sogenannte Haspel mit Seil und Kessel, der beim Abbau der Erze ein technisches Hilfsmittel war. Die Minas da Gulatsch oberhalb Rueun: ein Geheimtipp.

Fledermausschutz-Beauftragte des Kantons Graubünden

Interview Miriam Lutz Mühlthaler

Fledermausschutz-Beauftragte des Kantons Graubünden

Interview Miriam Lutz Mühlthaler

Frau Lutz, die Minas da Gulatsch in Rueun sind von Fledermäusen besiedelt. Welche Art lebt dort?

In den Minas da Gulatsch wurde die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) beobachtet. Diese Fledermausart gehört mit einer Spannweite von etwa 22 cm zu unseren kleinen Fledermausarten. Sie lässt sich aufgrund ihrer geringen Grösse leicht von der Grossen Hufeisennase, der zweiten einheimischen Vertreterin der Familie der Hufeisennasen, unterscheiden. Die Minas da Gulatsch dienen dieser und weiteren Fledermausarten als Winterquartier und im Sommerhalbjahr als Tagesquartier. Das kann aufgrund der vorhandenen Kotspuren bestätigt werden.

Welche Rahmenbedingungen brauchen Fledermäuse, um sich heimisch zu fühlen?

Die Fledermäuse brauchen Quartiere für die Tagesruhe, in welchen sie vor Störungen und Feinden geschützt sind. Ebenso brauchen sie Jagdgebiete mit einem genügenden Angebot an Insekten. Weiter sind sie auf Flugkorridore für den Wechsel zwischen dem Quartier und dem Jagdgebiet angewiesen. Viele Fledermausarten reagieren empfindlich auf Lichtemissionen. Daher ist es wichtig, dass die Umgebung der Quartiere wie auch die Flugkorridore und Jagdgebiete nachtdunkel sind. 

Ist diese besondere Fledermausart in Graubünden weit verbreitet?

In Graubünden sind rund 30 Kolonien der Kleinen Hufeisennase bekannt. Diese verteilen sich auf fünf Regionen des Kantons: Val Lumnezia/Valsertal, Surselva, Domleschg, Schanfigg und Raum Chur. Der Wochenstubenbestand dieser Kolonien besteht aus 1700 bis 1900 erwachsenen Weibchen. Hinzu kommen die ausserhalb der Wochenstubenquartiere lebenden Männchen der Population, die aber zahlenmässig nicht erfassbar sind. In der Schweiz kommen grössere Populationen dieser einst weit verbreiteten Fledermausart nur noch in den Kantonen Graubünden, Bern und Obwalden vor. 

Demnach sind die Kleinen Hufeisennasen vom Aussterben bedroht? 

Die Kleine Hufeisennase gilt gemäss Roter Liste der Fledermäuse (Stand 2011) als stark gefährdet. Jedes Quartier dieser Fledermausart ist daher von grosser Bedeutung. Da die Kleinen Hufeisennasen und weitere Fledermausarten auf Störungen im Quartier empfindlich reagieren, vereinbarte der Fledermausschutz mit den Verantwortlichen des Projekts Minas da Gulatsch die Verschliessung der wichtigen Bereiche durch ein Gittertor. Dadurch soll gewährleistet werden, dass die sich in den Minas da Gulatsch aufhaltenden Fledermäuse nicht gestört werden. Störungen während der Tagesruhe oder insbesondere während des Winterschlafs wirken sich negativ auf die Tiere aus.