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Historischer Hintergrund zu den Minas da Gulatsch

Bergbau Minas da Gulatsch und seine soziokulturellen Auswirkungen

Der Kanton Graubünden, insbesondere die Surselva, ist «steinreich». Bei den «Minas da Gulatsch» (historische Erzbergwerke) tritt der Ilanzer Verrucano an die Oberfläche. Diese 65 bis 100 Millionen Jahre alte grünlich gefärbte Gesteinsschicht tritt nur an wenigen Orten zu Tage, so wie zum Beispiel hier am Schmuér-Bach, welcher von Pigniu/Panix herunterfliesst.

Die Minas da Gulatsch wurden im späten Mittelalter erstmals in einer Urkunde erwähnt. Die Gruben trugen Namen wie z.B. St. Michael, St. Thomas, St. Johann usw. Man vermutet jedoch den Abbau von Kupfer, Blei und wenig Eisen in Gulatsch bereits zu Zeiten der Römer.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind Abbauetappen mehrerer Bergbaufirmen dokumentiert. Die soziokulturellen Einflüsse der Bergbauarbeiter und deren Arbeitgeber waren enorm: So führte der steigende Alkoholkonsum der im Bergbau tätigen Familienväter zur Armut und Konflikten in den Familien. Der Landammann (Gemeindepräsident) P. M. Arpagaus beklagte sich in mehreren Briefen an die Bergbaufirma über deren gigantischen Holzverbrauch. Schlussendlich kam es zu einem mehrere Jahre dauernden Gerichtsprozess zwischen der Gemeinde und den ständig wechselnden Inhabern der Bergbaufirmen.

Der Bergbau in Gulatsch hat nie wirklich Gewinn abgeworfen. Die Gemeinde verlor den Gerichtsprozess und musste am Schluss die Gerichtskosten übernehmen.

 

Entdecker und Wegbereiter Gion Paul Capaul

Gion Paul Capaul und seinem Enkel Stefan Capaul ist es zu verdanken, dass die Erzminen in Gulatsch nicht vollständig in Vergessenheit gerieten. Im Herbst 2003 haben sie anhand von alten Dokumenten einen weiteren Stollen-Eingang entdeckt und diesen mit einem neu angelegten Pfad zugänglich gemacht.

 

Transport und Verhüttung des Erzes

Das Erz, welches in den «Minas da Gulatsch» gewonnen wurde, musste zur Verhüttung (Schmelzung) ins Tal abtransportiert werden.  Es ist bekannt, dass im Winter die Bauern, welche in den Maiensässen die Kühe fütterten, die schweren mit Erz gefüllten Ledersäcke vom Strassenrand bei «Valsins-sut» auf Schlitten luden und diese bis zum Schmelzofen «La Schmelza» (ehemals Ustria Miraselva) transportierten. Für einen Zentner zahlte die Bergbaugesellschaft den Bauern 85 Rappen. Eine andere Art das Erz abzutransportieren war vermutlich mit Hilfe einer Rampe, welche an diesem Platz stand. Zwei Stützmauern, welche sich links und rechts dieser Rampe befanden, hatten die Form eines rechten Winkels. Auf grossen Holztrögen wurde das Erz auf einer Art Schiene aus Holz bis zum Talboden von Gulatsch heruntergelassen und von dort auf Maultieren zum Schmelzofen in «La Schmelza» geführt.

Im Verhüttungsofen wurde das Erz geschmolzen. Bei diesem Prozess entstand das Abfallprodukt «Schlacke», welches von der Metallschicht getrennt werden konnte. Die so gewonnenen Metallverbindungen (Legierungen) verarbeitete der Schmied zu verschiedenen Gegenständen und Werkzeugen, wie zum Beispiel Schlaghämmer, Hufeisen, Bronzestatuen, Kupferdrähte, Glocken, Münzen usw.

Texte: Ursula Brändli Capaul