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König in der Surselva

Für Freunde auf vier Pfoten

«Bilbo, wir fahren in die Surselva», sagte mir der Chef diesen Sommer. «Ich gehe ans OpenAir in die Val Lumnezia.» «Ich auch?», fragte ich. «Oh nein», sagte er. «Das ist keine Bühne für dich.» In den Stunden nach unserem kurzen Gespräch, machte ich mir so meine Überlegungen. Was soll ich denn tun in der Surselva? Was machen die mit einem kleinen, weissen Hund? Einem wohlerzogenen, neugierigen Mischling aus dem Tierheim im griechischen Kos? Ich schaue den Chef fragend an und der sagt: «Du willst wissen, was ich mit dir vorhabe. Tja, ich machte mich schlau. Suchte eine Bleibe, wo du hoch willkommen bist.» Dann warf er mir ein Goodie zu, das ich gekonnt aus der Luft schnappte. «Dank den Mitarbeitern von Surselva Tourismus fanden wir etwas Tolles – das Hotel Gravas in Vella. Ein Hotel für Hund und Chef.» Super, dachte ich, das tönt gut. Die Leute von Surselva Tourismus kenne ich, das kommt gut.

Wochen später fahren wir dann also frohgemut über die Autobahn in die Surselva. Im neuen Kreisel vor Ilanz verpassen wir die richtige Ausfahrt und folgen dann etwas fehlgeleitet der alten Kantonsstrasse entlang dem Flüsschen Glogn. Einige Kilometer später biegen wir rechts ab Richtung Peiden und kurven hinauf bis nach Vella. Das Gravas finden wir sofort. Strahlend schön ist das Wetter, frisch die Bergluft und irgendwoher riechts gut nach Hunde-Kolleginnen und -Kollegen. Aber das riecht der Chef natürlich nicht.

Hunde Herzlich Willkommen

Für uns Beide

Hunde Herzlich Willkommen

Das merke ich sofort

Hotelière Bea Di Blasi erwartet uns oben an der Treppe. Sie lacht, begrüsst zuerst mich herzlich und dann den Chef. Sie nimmt mich auf den Arm. Ich fühle mich gleich pudelwohl. Es gibt viel zu schnuppern und zu schnüffeln. Mir scheint, ich gefalle der Frau. Sie krault mich hinter den Ohren und sagt Hunde sind bei uns willkommen. Sie habe auch einen Hund, einen schwarzen Setter. Das merke ich natürlich. Also, das rieche ich.

Bea Di Blasi trägt mich ins Haus und setzt mich auf den Tresen bei der Rezeption. Die ist aber unkompliziert, denke ich. Der Chef füllt das Anmeldeformular aus. Und schon gehts los wie immer. Er kann sein Maul nicht halten. Nein, er stellt Fragen und macht Notizen. Er will wissen, wie denn das mit den Hunden begonnen habe. Bea Di Blasi lacht. «Das war vor zehn Jahren. Ein Gast schmuggelte einen Hund ins Zimmer. Wir merkten es und der Gast zahlte dann für sein Tier. Die Frage von Gästen «dürfen wir einen Hund mitnehmen», häuften sich und uns wurde klar, Ferien mit Hund sind ein Bedürfnis.»

Check-in im Hotel

Ganz unkompliziert

Check-in im Hotel

Ich darf überall sein - fast überall

Dann erzählt die gebürtige Frauenfelderin vom Polizeihundetrainer. «Er kam auf mich zu, wollte wissen, ob wir eine Hundegruppe aufnehmen würden. Klar, sagte ich. Wie viele Hunde es denn seien. Zehn. Ich war entsetzt, sagte aber ja. Und dann trafen sie ein, die Hunde. Einer grösser wie der andere. Mächtige Doggen, Dobermänner, Schäferhunde, alle wohlerzogen. Wir waren uns sympathisch. Die Besitzer hatten ihre Vierbeiner im Griff. Einige dieser Diensthunde trugen permanent Maulkörbe. Die Gruppe machte Eindruck, wie sie so in Einerkolonne durchs Dorf marschierte. Jetzt kommen sie regelmässig, viermal im Jahr, dann ist das Hotel voller Hunde.»

Ich will runter vom Tresen und so steigen wir, ich an der roten Leine, in den zweiten Stock.

Mein Hotelzimmer

Da hat jemand an mich gedacht

Mein Hotelzimmer

Weit weg und doch zu hause

Es riecht gut im Haus und rasch stehen wir vor unserem Zimmer. Toll, ich bin beeindruckt. Die Nr. 25 ist ein grosses Dachzimmer mit mächtigem Gebälk und zwei Betten. Im Badezimmer stehen ein grosser Trink- und ein grosser Fressnapf. Die sind so gross, dass ich fast ein Bad drin nehmen könnte. Mmmh. Durchs Zimmer wabbert ein feiner Duft. Es muss von einem Guetzli sein? Wenn, dann ists eines von Anifit. Unsereiner riecht das. Ich sehe es nicht, aber es muss auf dem Stuhl sein. Während der Chef rumlabbert, mache ich mich lang und länger. Schnapp mir das Guetzli-Teil vom blauen Tuch.

Bea Di Blasi lobt mich. «Gut gemacht Bilbo», sagt sie und wendet sich dann an den Chef: «Das Tuch, Herr Schuppli, können Sie übers Bett legen. Bei uns dürfen die Hunde alleine im Zimmer sein und sich auf dem Balkon aufhalten.» Der Chef tritt hinaus und sagt «Wow. Eine traumhafte Aussicht. Einzigartig.»

Ich seh nur Bretter. Das ist egal. Denn mir ist das hier oben nicht so geheuer. Ich, das griechische Inselkind, bin mich solch luftige Höhen nicht gewohnt. Aber die Möglichkeit bei offener Balkontüre zu dösen, gefällt mir, zumal die Musik vom OpenAir ganz leise zu hören ist.

Die Regeln im Restaurant

Das Restaurant

Die Regeln im Restaurant

Ich bin ja gut erzogen

Der Chef nimmt mich wieder an die Leine. Angeleint kann ich im Hotel überall rumspazieren. Sogar zum Essen darf ich mit. Wenn mein rotes Deckeli auf dem Stuhl liegt, dann würde ich, befiehlt der Chef «Sprung», sofort oben sitzen und die Schnauze auf den Tisch legen.

Mein weiches Fell gefällt Vivien, der jungen Frau aus Ungarn. Sie arbeitet im Service, kümmert sich um die Zimmer, verwöhnt die Gäste und hat Streicheleinheiten für unsereins. Sie wünscht sich ein gemeinsames Foto. Logisch sagt der Chef ja.

«Wer den Hund mitnehmen will zum Essen, muss folgende Regeln beachten», sagt Bea Di Blasi. «Hunde dürfen ins Restaurant, aber nicht zu den Hauptessenszeiten. Und im Speisesaal mit dem Teppich haben sie nichts verloren.» Ich verstehe diese Regeln. Es gibt da Vierbeiner, die stellen Revieransprüche, bellen los, wenn ein Artgenosse den Raum betritt. Das geht natürlich nicht. Ich würde das nie tun. Bei uns verteidigt der Chef das Revier.

Uns Hunden wird im und ums Hotel Gravas viel geboten. Gleich beim Hotel ist eine Wiese reserviert. Dort findet jeweils die Hundeschule statt und wir können spielen, rumtollen.

Lange Spaziergänge

Ein Platz im kühlen Nass

Lange Spaziergänge

Ich könnte - wenn ich wollte

Beachtlich ist das grosse Wanderweg- und Robidog-Netz in Vella respektive in der Surselva. Jeweils am frühen Morgen machten der Chef und ich lange Spaziergänge. Danach, wenn der Chef am OpenAir war, habe ich ausgiebig geschlafen. Von geführten Wanderungen mit einer Hundemeute konnten wir diese Woche nicht profitieren, ebenso wenig von den Nordic Walking-Kursen mit hängender Leine. Das wäre sicher spannend gewesen, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich da auf meine Schnuppermomente gekommen wäre oder ob ich eher mit hängender Zunge durchs Tal des Lichts gespurtet wäre.

Egal. Wenn ich gewollt hätte, wäre ein Sprung in den Badesee möglich gewesen. Dort gibts extra eine Ecke für die Hunde. Wobei mich das Wasser nicht interessiert, ausser ich kann es aus einem Napf schlabbern. Aber in so einem Napf darf kein Blütenblatt liegen, das irritiert mich, macht mir Angst.

sin seveser

Auf Wiedersehen

sin seveser

Gäll, Chef, wir kommen wieder

Keine Angst hatte ich alleine im Hotel Gravas. Bea Di Blasi hat, das weiss ich, immer ein Ohr für allein gelassene Hund im Zimmer. Muss sie auch, denn zerkratzte Türen will sie keine. Da besteht bei mir keine Gefahr. Mit meinen kleinen Pfoten kann ich weder Zimmer- noch Landschaden anrichten. Im Gegenteil, beim Abschied lobte mich die Hotel-Crew und die Gäste sagten ebenso «tschüss Bilbo». Und ich? Ich wuffte ein «sin seveser» in die Runde. Das sollte auf Wiedersehen heissen. Gäll Chef, wir kommen wieder.