Wieso denn englisch singen, wenn es auch auf Obarsàxar Titsch funktioniert. Valentin «Vali» Alig und seine Band Valimusic treffen mit ihrer Musik einen Nerv der
Zeit und tragen dazu bei, diesen schönen Dialekt zu erhalten.
Er singt vom Sterben und vom lieben Gott. Aber auch vom Tango tanzen mit dem Teufel, von aufgeblasenen Typen und den Folgen eines zu hohen Whiskey-Konsums. Ebenso Themen in seinen Liedern: das Mannwerden, Lebens- und Beziehungskrisen und zu guter Letzt treibt im Lied «As chunnt» eine geheimnisvolle Figur ihr Unwesen, deren Namen man nicht erwähnen darf. Wer jedoch die gesungenen Geschichten von Valentin Alig und seiner Band Valimusic einwandfrei verstehen möchte, muss ganz genau hinhören. Denn Vali, wie er genannt wird, singt in einem nicht ganz alltäglichen Dialekt – auf Obarsàxar Titsch. «Oft fragen mich die Leute, ob ich aus dem Wallis oder aus dem Prättigau stamme», erzählt der etwas mehr als Mid-Dreissiger. «Nichts gegen Walliser oder Prättigauer, aber ich bin ein waschechter Obersaxer und werde es auch bleiben – obwohl ich jetzt mit meiner Frau und unserem sechsmonatigen Sohn in Thusis wohne.»
Musik in den Genen
Seine musikalische Karriere hat Vali gestartet wie so manch anderes Kind auch: mit «Zwangsunterricht» an der Blockflöte, wie er erzählt. Diese Karriere habe sich aber recht schnell erledigt, erinnert sich der Genussmusiker, wie er sich selbst bezeichnet. Bald habe er in der Folge eine Vorliebe für Trommeln, Pauken und Becken entdeckt. Seine Eltern hatten nichts dagegen, und in einer Maschinenhalle auf dem elterlichen Hof in Axastein, ganz am Ende der Gemeinde, durfte er sein Übungslokal einrichten. Schlagzeugstunden bei Marcel Volken in Dardin halfen, sein Hand- respektiv Schlagwerk zu optimieren. So ganz von ungefähr kommt seine Liebe für die Musik jedoch nicht, hat doch schon sein Grossvater, Bäckermeister Michel Simmen, Gesangsrollen auf grösseren Bühnen übernommen. Noch heute hänge ein Plakat in seinem Elternhaus, das auf eine Aufführung von 1938 in Lausanne hinweise – mit einem Bild seines Grossvaters als Bariton, so Vali. Inspiriert zum Musik machen haben ihn neben seinem Grossvater aber auch Radio und TV. Wenig verwunderlich also, war Vali bald schon Mitglied bei der Guggamusik und in einer Schülerband namens «Cronic». Angesagt war Rock und Metal. Später war er Schlagzeuger in der Band der Singer-Songwriterin Carmen Cresta, die es mit ihrem Album «Aurora» sogar auf Platz 16 der Schweizer Hitparade geschafft hat.
Den heimischen Dialekt retten
Eine Entscheidung des Herzens war es dann, seine Lieder auf Obarsàxar Titsch zu singen. Schon seit Langem verfolge er die regionale Musikszene und freue sich über die Erfolge der Romanisch singenden Musikerinnen und Musiker wie Mattiu Defuns, Mario Pacchioli, Astrid Alexandre oder früher die Furbaz. «Da auch ich sehr stolz auf meine Muttersprache bin, war es naheliegend, in meinem ureigenen Dialekt und nicht auf Englisch zu singen», berichtet Vali, der selbstverständlich Mitglied in der Walservereinigung ist und mit seinen Liedern einen kleinen Beitrag zum Erhalt dieser schönen Sprache leisten will. Zumal der Entscheid auch von den Bandkollegen mitgetragen wurde. «Gut, eine internationale Karriere kann man damit nicht machen, aber immerhin haben wir ein paar hundert CDs verkauft», spasst der Sänger und mittlerweile passionierte Handpan-Spieler. Im Zentrum stünden sowieso der Spass und der Wille, etwas Authentisches zu machen, ergänzt er. Wie gross der Spass sein muss beweist auch der Umstand, dass sich die Band beinahe wöchentlich im Übungskeller in Obersaxen trifft, um gemeinsam am Repertoire zu feilen und neue von Country, Rock und Folk eingefärbte Songs zu schreiben – mit Bandkollegen wohlverstanden, die ihre Wurzeln wohl in der Surselva haben, aber in der Zwischenzeit in Luzern und in der näheren und weiteren Region zu Hause sind.
In Zukunft
Wie sehen Eure Pläne für die Zukunft aus?
Zukunftspläne
Neben seiner Rolle als Familienvater und dem Job als Niederlassungsleiter bei einer grossen Bündner Baufirma will der gelernte Strassenbauer aber weiterhin seiner Passion Musik nachgehen. «Nach den vielleicht etwas schwermütigeren Songs unseres ersten Albums möchten wir in Zukunft vermehrt fröhliche und motivierende Lieder schreiben – und sowieso dereinst an einem grossen Open Air in der Region auftreten» – und den Fans das Obarsàxar Titsch näherbringen.
Bei Vali nachgefragt
Vali, wer sind deine Lieblingsmusiker?
Patent Ochsner, Polo Hofer, Sina, Jonny Cash und diverse Bündner Künstler.
Pflegst du noch Hobbys neben der Musik?
Motorrad- und Ski fahren – Ski fahren natürlich in Obersaxen. Gerne würde ich irgendwann in einer Theatergesellschaft Theater spielen.
Welches ist dein Lieblingsmenü?
Rahmschnitzel und Rehrücken.
Gibt es Lieblingsorte in Obersaxen, die mit besonderen Momenten verbunden sind?
Ja, der Pifalwald und auch dr Beesch Tritt sind ganz spezielle Orte. Die Obersaxer wissen, wo der Beesch Tritt zu finden ist.
ds Obarsàxar Titsch
Das Walserdeutsch sei im Gefüge der deutschen Dialekte etwas ganz Besonderes, schreibt Paul Zinsli, ein bekannter Forscher und Kenner der Walserkultur. Diese Feststellung treffe ganz besonders für die Walsergemeinde Obersaxen zu, führt die einheimische Maria Ettlin-Janka in ihrem Buch «Inschi Sprààch – ds Obarsàxar Titsch» aus. Und weiter: die Sprachkultur sei im Laufe der Jahrhunderte – so paradox es tönen möge – gerade durch die Romanen konserviert, wie auch mitgeprägt worden. Ihr Buch ist denn auch eine Sammlung an Worten und Ausdrücken verschiedenster Lebensbereiche. «Inschi Sprààch – ds Obarsàxar Titsch»: eine Obersaxer Wörtersammlung von Maria Ettlin-Janka, ISBN: 3-9520992-0-1